Dienstag, 18. Juli 2017
Das Oldenburger Modell in der Kreditwirtschaft
die schwarze krawatte, 18:57h
Die Entstehung des Oldenburger Modells
Die Oldenburger Universität und die daraus entstandenen Wirtschaftsunternehmen sind sehr kreativ. So gibt es eine Reihe von Oldenburger Modellen in verschiedenen Bereichen. Mittels eines Oldenburger Modells strebt die Universität eine Vorreiterrolle in der Hochschulausbildung auf dem Gebiet der Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften an, die europaweit Standards begründen und eine globale Vernetzung schaffen soll.[1]
In der ökonomischen Bildung gibt es ein weiteres Oldenburger Modell: „Das Oldenburger Modell zur bundesweiten Etablierung ökonomischer Bildung“. Zur nachhaltigen Implementation wirtschaftlicher Inhalte im Unterricht verschiedener Schulformen wurde dieses Modell mit den Wirtschaftsverbänden entwickelt.[2]. Weiterhin gibt es ein Oldenburger Modell in der Berufsbildung[3]. Darüber hinaus hat auch die neue medizinische Hochschule in Kooperation mit den Niederlanden ein eigenes Oldenburger Modell entwickelt.[4]
Oldenburg hat für die Erneuerbaren Energien eine große Bedeutung erlangt, sei es die Universität mit dem Windstudium und vielen Existenzgründern in der Folge, seien es die in der Finanzierung von EE-Projekten tätigen kundenorientierten und erfolgreichen Kreditinstitute.
Da viele in der Finanzierung von Projekten der Erneuerbaren Energien tätigen Mitarbeiter erfolgreich das Windstudium an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg absolviert haben, war es fast zwangsläufig gegeben, das in Oldenburg entwickelte, effektive und zugleich sichere Verfahren in der Kreditüberwachung als „Oldenburger Modell in der Kreditwirtschaft“ der Reihe von Oldenburger Modellen hinzuzufügen.
Definition
Die Arbeitsweisen der Institute sind unterschiedlich hinsichtlich der Interpretation aufsichtsrechtlicher Vorgaben. Jedes größere Kreditengagement unterliegt aufsichtsrechtlich hinsichtlich der Bonität des finanzierten Projektes jährlich wiederkehrenden Kontrollaufgaben, die das Kreditinstitut absolut termintreu vorzunehmen hat[5]. Ab gewissen Größenordnungen haben die kundenverantwortlichen Mitarbeiter übergeordneten Stellen in Form von vorgegebenen, umfangreichen Kreditüberwachungsvorlagen zu berichten.
Nun kann man in Instituten mit einer weniger ausgeprägten Zubilligung oder auch Forderung von Verantwortlichkeiten an die Mitarbeiter jedem Projekt einen jährlich obligaten umfangreichen Bericht per Arbeitsanweisung zuordnen. Andere Institute orientieren sich daran, welche Berichtsform in der jeweiligen Größenordnung des Kredites aufsichtsrechtlich vorgegeben ist und beschränkt sich auf diese. Die in einer geringeren Größenordnung liegenden Kredite unterliegen ebenso einer jährlichen Überprüfung, um den aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu genügen, bedürfen aber nicht dieses enormen Umfanges.
Das Oldenburger Modell orientiert sich mehr an einer hohen Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters in der Umsetzung und Überwachung des Kreditprojektes und eines möglichst optimalen Einsatzes der verfügbaren Arbeitskräfte als an einem vorauseilenden Gehorsam und dem Hang zur Übererfüllung von Normen der Aufsichtsbehörden. Grundlage dieses Handelns ist eine lange Tradition hochqualifizierte Mitarbeiter einzusetzen und in der gesunden Abwägung von Aufwand und Ertrag, die wir schon bei Aristoteles finden: "Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter als es der Natur der Sache entspricht".
Durch die Konzentration auf die aufsichtsrechtlich erforderlichen Berichtsumfänge werden Mitarbeiterstunden frei, die einerseits dem Kunden eine wesentlich zügigere Bearbeitung seines Kredites und dem Mitarbeiter mehr Freude an dem Projekt sichern, da frustrierende, nicht erforderliche Arbeiten vermieden werden. Alle aufsichtsrechtlichen Vorgaben werden eingehalten und dennoch überzeugt das Oldenburger Modell durch Effektivität und von den Kunden gewünschte schnelle Entscheidungen über das Projekt.
Konflikt
Das Oldenburger Modell ist in der Finanzierung von Erneuerbaren Energien ein langjährig bewährtes Verfahren in der norddeutschen Kreditwirtschaft. In der Wirtschaft wird diese kundenorientierte Verfahrensweise anerkannt, ohne dass darüber in Bankenkreisen viel diskutiert wurde, ein erfolgreiches Wirken im Verborgenen.
Doch vor kurzer Zeit wurde dieser Begriff virulent, weil andere, als Konzern organisierte Institute, durch äußeren Einfluss veranlasst wurden, sich mit diesem Thema zu befassen und in die missliche Lage kamen, sich damit auseinandersetzen und ihren bisher erhöhten Bearbeitungsaufwand rechtfertigen zu müssen. Es ist in fast allen Konzernen, seien es produzierende Unternehmen oder große Finanzinstitute, festzustellen, dass der Kontrollapparat größer ist als in kleineren Unternehmen und ein starkes Streben nach Wachstum hat.
Die Reaktion lief nach dem gleichen Muster ab, wie die mit fossilen Energieträgern arbeitenden Stromkonzerne auf die ersten Erneuerbaren reagiert haben. Zunächst wurde das Modell als nicht existent bezeichnet. Als dies aufgrund der inzwischen erlangten Aufmerksamkeit nicht mehr zu halten war, wurde es dann diskreditiert, da angeblich die aufsichtsrechtlichen Erfordernisse nicht erfüllt würden.
Mit einer Veranstaltung mit Bankenbeteiligung an einer norddeutschen Universität, in deren Verlauf von Gegnern des Oldenburger Models diskreditierender Unsinn über diese Verfahrensweise vermittelt wurde, war die Notwendigkeit einer klarstellenden Beschreibung des Modells gekommen, um der künftigen Diskussion eine gemeinsame Basis zu geben.
Ausblick
Angesichts der Argumente hinsichtlich der Effektivität sollte sich dieses Modell bei wirtschaftlich denkenden Menschen eigentlich schnell durchsetzen können. Doch so einfach ist das Bankwesen nicht. Dem Hang zur überbordenden Verwaltung und Kontrolle frönen mehr große Institute, die mit einem entsprechenden Beharrungsvermögen an eingetretenen Pfaden festhalten und in einer Vereinfachung der Arbeitsweise weniger den ökonomischen Vorteil als mehr als die Gefahr eines möglicherweise nicht erkannten Risikos sehen. Wobei sich fragt, ob nach einem Jahr mit 20 Seiten Vergangenheitsbewältigung mehr zu erkennen ist als durch Kundennähe anhand aktueller Informationen[6] [7]. Und so behilft man sich in südlicheren Gefilden damit, das Oldenburger Modell in den Ruch der leichtfertigen Kreditvergabe zu bringen. Das ist in sich schon unlogisch, da es in dem Modell ausschließlich um die Kreditüberwachung bei bestehenden Engagements geht.
(1) COAST Arbeitspapier 005 Oldenburger Modell Interdisziplinäre und internationale Lehre und Forschung in den Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften.
(2) Konzeption für die ökonomische Bildung als Allgemeinbildung von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe I (Kaminski, Hans/Eggert, Katrin, hrsg. vom Bundesverband deutscher Banken, Berlin 2008, S. 59)
(3) Feldkamp, D.; Jahncke, H.; Lüllau, C.; Rebmann, K. & Schlömer, T. (2014). Das Oldenburger Modell der Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (BBNE) und seine Ausgestaltung im Modellversuch der Fortbildung zur Fachwirtin/ zum Fachwirt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (HWK). In W. Kuhlmeier, A. Mohoric & T. Vollmer (Hrsg.), Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (S. 69-93). Bielefeld: Bertelsmann.
(4) Neues Medizinstudium in Oldenburg: Einmalig, aber umstritten http://www.focus.de/wissen/mensch/campus/bildung-neues-medizinstudium-in-oldenburg-einmalig-aber-umstritten_aid_738791.html
(5) Rundschreiben 10/2012 (BA) - Mindestanforderungen an das Risikomanagement – MaRisk
(6) Wehner, G. Konferenz zur Direktvermarktung und Finanzierung von Biogasanlagen in Deutschland und Frankreich, 03 Mär 2016, Energieministerium, La Défense/Paris
(7) Wehner, Gustav, Signale für eine Schieflage aus der Sicht der Bank, Fachtagung auf Gut Wahnbek 2009
Die Oldenburger Universität und die daraus entstandenen Wirtschaftsunternehmen sind sehr kreativ. So gibt es eine Reihe von Oldenburger Modellen in verschiedenen Bereichen. Mittels eines Oldenburger Modells strebt die Universität eine Vorreiterrolle in der Hochschulausbildung auf dem Gebiet der Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften an, die europaweit Standards begründen und eine globale Vernetzung schaffen soll.[1]
In der ökonomischen Bildung gibt es ein weiteres Oldenburger Modell: „Das Oldenburger Modell zur bundesweiten Etablierung ökonomischer Bildung“. Zur nachhaltigen Implementation wirtschaftlicher Inhalte im Unterricht verschiedener Schulformen wurde dieses Modell mit den Wirtschaftsverbänden entwickelt.[2]. Weiterhin gibt es ein Oldenburger Modell in der Berufsbildung[3]. Darüber hinaus hat auch die neue medizinische Hochschule in Kooperation mit den Niederlanden ein eigenes Oldenburger Modell entwickelt.[4]
Oldenburg hat für die Erneuerbaren Energien eine große Bedeutung erlangt, sei es die Universität mit dem Windstudium und vielen Existenzgründern in der Folge, seien es die in der Finanzierung von EE-Projekten tätigen kundenorientierten und erfolgreichen Kreditinstitute.
Da viele in der Finanzierung von Projekten der Erneuerbaren Energien tätigen Mitarbeiter erfolgreich das Windstudium an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg absolviert haben, war es fast zwangsläufig gegeben, das in Oldenburg entwickelte, effektive und zugleich sichere Verfahren in der Kreditüberwachung als „Oldenburger Modell in der Kreditwirtschaft“ der Reihe von Oldenburger Modellen hinzuzufügen.
Definition
Die Arbeitsweisen der Institute sind unterschiedlich hinsichtlich der Interpretation aufsichtsrechtlicher Vorgaben. Jedes größere Kreditengagement unterliegt aufsichtsrechtlich hinsichtlich der Bonität des finanzierten Projektes jährlich wiederkehrenden Kontrollaufgaben, die das Kreditinstitut absolut termintreu vorzunehmen hat[5]. Ab gewissen Größenordnungen haben die kundenverantwortlichen Mitarbeiter übergeordneten Stellen in Form von vorgegebenen, umfangreichen Kreditüberwachungsvorlagen zu berichten.
Nun kann man in Instituten mit einer weniger ausgeprägten Zubilligung oder auch Forderung von Verantwortlichkeiten an die Mitarbeiter jedem Projekt einen jährlich obligaten umfangreichen Bericht per Arbeitsanweisung zuordnen. Andere Institute orientieren sich daran, welche Berichtsform in der jeweiligen Größenordnung des Kredites aufsichtsrechtlich vorgegeben ist und beschränkt sich auf diese. Die in einer geringeren Größenordnung liegenden Kredite unterliegen ebenso einer jährlichen Überprüfung, um den aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu genügen, bedürfen aber nicht dieses enormen Umfanges.
Das Oldenburger Modell orientiert sich mehr an einer hohen Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters in der Umsetzung und Überwachung des Kreditprojektes und eines möglichst optimalen Einsatzes der verfügbaren Arbeitskräfte als an einem vorauseilenden Gehorsam und dem Hang zur Übererfüllung von Normen der Aufsichtsbehörden. Grundlage dieses Handelns ist eine lange Tradition hochqualifizierte Mitarbeiter einzusetzen und in der gesunden Abwägung von Aufwand und Ertrag, die wir schon bei Aristoteles finden: "Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter als es der Natur der Sache entspricht".
Durch die Konzentration auf die aufsichtsrechtlich erforderlichen Berichtsumfänge werden Mitarbeiterstunden frei, die einerseits dem Kunden eine wesentlich zügigere Bearbeitung seines Kredites und dem Mitarbeiter mehr Freude an dem Projekt sichern, da frustrierende, nicht erforderliche Arbeiten vermieden werden. Alle aufsichtsrechtlichen Vorgaben werden eingehalten und dennoch überzeugt das Oldenburger Modell durch Effektivität und von den Kunden gewünschte schnelle Entscheidungen über das Projekt.
Konflikt
Das Oldenburger Modell ist in der Finanzierung von Erneuerbaren Energien ein langjährig bewährtes Verfahren in der norddeutschen Kreditwirtschaft. In der Wirtschaft wird diese kundenorientierte Verfahrensweise anerkannt, ohne dass darüber in Bankenkreisen viel diskutiert wurde, ein erfolgreiches Wirken im Verborgenen.
Doch vor kurzer Zeit wurde dieser Begriff virulent, weil andere, als Konzern organisierte Institute, durch äußeren Einfluss veranlasst wurden, sich mit diesem Thema zu befassen und in die missliche Lage kamen, sich damit auseinandersetzen und ihren bisher erhöhten Bearbeitungsaufwand rechtfertigen zu müssen. Es ist in fast allen Konzernen, seien es produzierende Unternehmen oder große Finanzinstitute, festzustellen, dass der Kontrollapparat größer ist als in kleineren Unternehmen und ein starkes Streben nach Wachstum hat.
Die Reaktion lief nach dem gleichen Muster ab, wie die mit fossilen Energieträgern arbeitenden Stromkonzerne auf die ersten Erneuerbaren reagiert haben. Zunächst wurde das Modell als nicht existent bezeichnet. Als dies aufgrund der inzwischen erlangten Aufmerksamkeit nicht mehr zu halten war, wurde es dann diskreditiert, da angeblich die aufsichtsrechtlichen Erfordernisse nicht erfüllt würden.
Mit einer Veranstaltung mit Bankenbeteiligung an einer norddeutschen Universität, in deren Verlauf von Gegnern des Oldenburger Models diskreditierender Unsinn über diese Verfahrensweise vermittelt wurde, war die Notwendigkeit einer klarstellenden Beschreibung des Modells gekommen, um der künftigen Diskussion eine gemeinsame Basis zu geben.
Ausblick
Angesichts der Argumente hinsichtlich der Effektivität sollte sich dieses Modell bei wirtschaftlich denkenden Menschen eigentlich schnell durchsetzen können. Doch so einfach ist das Bankwesen nicht. Dem Hang zur überbordenden Verwaltung und Kontrolle frönen mehr große Institute, die mit einem entsprechenden Beharrungsvermögen an eingetretenen Pfaden festhalten und in einer Vereinfachung der Arbeitsweise weniger den ökonomischen Vorteil als mehr als die Gefahr eines möglicherweise nicht erkannten Risikos sehen. Wobei sich fragt, ob nach einem Jahr mit 20 Seiten Vergangenheitsbewältigung mehr zu erkennen ist als durch Kundennähe anhand aktueller Informationen[6] [7]. Und so behilft man sich in südlicheren Gefilden damit, das Oldenburger Modell in den Ruch der leichtfertigen Kreditvergabe zu bringen. Das ist in sich schon unlogisch, da es in dem Modell ausschließlich um die Kreditüberwachung bei bestehenden Engagements geht.
(1) COAST Arbeitspapier 005 Oldenburger Modell Interdisziplinäre und internationale Lehre und Forschung in den Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften.
(2) Konzeption für die ökonomische Bildung als Allgemeinbildung von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe I (Kaminski, Hans/Eggert, Katrin, hrsg. vom Bundesverband deutscher Banken, Berlin 2008, S. 59)
(3) Feldkamp, D.; Jahncke, H.; Lüllau, C.; Rebmann, K. & Schlömer, T. (2014). Das Oldenburger Modell der Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (BBNE) und seine Ausgestaltung im Modellversuch der Fortbildung zur Fachwirtin/ zum Fachwirt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (HWK). In W. Kuhlmeier, A. Mohoric & T. Vollmer (Hrsg.), Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (S. 69-93). Bielefeld: Bertelsmann.
(4) Neues Medizinstudium in Oldenburg: Einmalig, aber umstritten http://www.focus.de/wissen/mensch/campus/bildung-neues-medizinstudium-in-oldenburg-einmalig-aber-umstritten_aid_738791.html
(5) Rundschreiben 10/2012 (BA) - Mindestanforderungen an das Risikomanagement – MaRisk
(6) Wehner, G. Konferenz zur Direktvermarktung und Finanzierung von Biogasanlagen in Deutschland und Frankreich, 03 Mär 2016, Energieministerium, La Défense/Paris
(7) Wehner, Gustav, Signale für eine Schieflage aus der Sicht der Bank, Fachtagung auf Gut Wahnbek 2009
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